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Wollingster See

Relikte der Eiszeit

Das Projektgebiet „Wollingster See“ ist ein rund 117 ha großes Moorgebiet mit Übergängen zu den sandigen Ablagerungen der Geest und dem darin eingebetteten Wollingster See. Die Abgrenzung des Projektgebietes deckt sich größtenteils mit denen des Naturschutzgebietes „Wollingster See und Randmoore“.

Gelegen innerhalb der Wesermünder Geest bzw. Stader Geest, ist das Gebiet insbesondere durch den primär oligothrophen (nährstoffarmen) Wollingster See und die südlich angrenzenden Moorbereiche des Beverstedter – beziehungsweise des Osterndorfer Moores geprägt.

Mit einer Tiefe von 14,5 bis 15 m und einer vergleichsweise geringen Größe von 4,6 ha bietet der Wollingster See günstige Vorraussetzungen für ein oligothrophes Stillgewässer. Die Entstehung des Sees und des angrenzenden Seeberges ist nach heutigem Stand der Kenntnis auf einen großen weichselzeitlichen Pingo zurückzuführen. Dabei handelt es sich um eine im Permafrostboden gefrierende, riesige Wasserlinse, welche sich zunächst hochgewölbt hat und dabei die Anhebungen um den heutigen See bildete.

Nach dem Abschmelzen der Wasserlinse ließ diese eine Hohlform zurück und formte damit die Grundlage für die Entsehung des Sees. In der Uferzone des Sees konnte sich aufgrund der Nährstoff- und kalkarmut des Seewassers eine seltene und heutzutage gefährdete Pflanzengeselschaft aus Strandling (Littorella uniflora), Lobelie (Lobelia dortmanna) und Brachsenkraut (Isoetes lacustris) ausbilden. Höher gelegene Randbereiche im Süden und Westen des Sees sind vor allem von Pfeifengras-Moorstadien und größeren Sandheideflächen dominiert.

Die angrenzenden Hochmoorbereiche weisen durch ein Mosaik aus unterschiedlichen Lebensräumen eine große Strukturvielfalt auf. In diesen größtenteils stark entwässerten und degenerierten Moorflächen wurde über Jahrhunderte bis etwa Ende der 1950er Jahre Torf ganz überwiegend in bäuerlichen Handtorfstichen abgebaut. Während die stärker entwässerten Bereiche zu großen Teilen bewaldet und von lichten, Birken- und Kiefernwäldern bestockt sind, konnten sich auf weniger stark entwässerten Torfen und in Abhängigkeit von den jeweiligen Standortbedingungen moortypische Lebensräume wie naturnahes Hochmoor, Moorheide und Übergangs- und Schwingrasenmoore entwickeln. Hier wird die Krautschicht von Pfeifengras oder Torfmoose und Wollgräser dominiert. In dieses Mosaik aus unterschiedlichen Biotopstrukturen gliedern sich besonders in den Randbereichen teils intensiv Grünlandflächen und teils extensiv genutzte mesophile Grünländer ein.

In seiner Gesamtheit bildet das Projektgebiet einen einmaligen Lebensraum für zahlreiche seltene Tierarten dar. So finden sich hier neben verschiedenen Vogelarten wie Kranich und Sumpfohreule auch zahlreiche Amphibien- und Reptilienarte wie Kreuzotter, Schlingnatter, Waldeidechse und Moorfrosch. Die trockenen und sandigen Böden im Nahbereich des Sees sind Lebensraum einer seltenen und hoch spezialisierten Insektenfauna. Der Wollingster See und die Wasserflächen in den angrenzenden Hochmoorbereichen werden von verschiedenen Libellenarten als Laich-, Aufwuchs- und Jagdhabitat genutzt.